Mehr als nur ein geteiltes Büro: Was ist Coworking eigentlich?
Von Philipp Hartje, letzte Aktualisierung am: 07. Juli 2022
Das Zeitalter der Digitalisierung hat großen Einfluss auf unsere Arbeitswelten – und zwar im positiven Sinne. Denn Dank des mobilen Internets, moderner Konferenzlösungen und neuer technologischer Entwicklungen ist ortsunabhängiges und flexibles Arbeiten in vielen Berufssparten problemlos möglich. Durch die Entwicklungen in den letzten Jahren, wurde auch der Weg für hybride Arbeitsmodelle weiter geebnet.
Wenn du dich mit dem Thema „Neue Arbeitswelten“ beschäftigt hast, dann ist dir mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon mal der Begriff „Coworking“ oder „Coworking Space“ begegnet. Wir klären in diesem Blogartikel, was Coworking eigentlich ist, für wen es sich eignet und wie sich der Trend über die Jahre entwickelt hat. Außerdem erfährst du, für wen Coworking gut funktionieren kann und was dabei durchschnittlich an Kosten anfällt.
Inhalt:
Die Definition von Coworking
Frei übersetzt bedeutet Coworking im Grunde nichts weiter als „zusammenarbeiten“. Die ursprünglich im Silicon Valley in Kalifornien entstandene Arbeitsform bezeichnet einen zeitlich flexiblen Arbeitsplatz, den sich mehrere Menschen teilen. Kennzeichnend für Coworking Spaces sind große, offene Räume. Als Gebäudearten für diese Art von Gemeinschaftsbüros eignen sich daher besonders große Büroräume, ganze Etagen, Lofts, ehemalige Fabrikhallen und Großraumbüros.
Anders als bei einem Business Center sind Coworking Spaces „die soziale Arbeitsform“. Auch mit den sogenannten „Jellies“, einer früheren Form der Coworking Spaces, haben die heutigen Communities wenig gemeinsam. Denn bei den Jellies traf man sich nur temporär an festgelegten Tagen zu einem „working event“ – entweder bei den Teilnehmer:innen zu Hause, im Büro oder in einem ausgewählten Café. Gleiches gilt auch für FabLabs und Hackerspaces, in denen sich Interessierte lediglich über neue Technologien austauschten.
Die Entwicklung der Coworking Spaces
Coworking – ein weltweiter Trend
Wodurch zeichnen sich Coworking Spaces aus?
Die Entwicklung der Coworking Spaces
Die ersten Coworking-Büros, auch Coworking Spaces genannt, entstanden Anfang der 2000er-Jahre in Kalifornien (USA); aber auch in Europa wurden diese Art der Shared Offices schon bald immer populärer. Insbesondere in Großstädten wie Barcelona, Berlin oder München schießen Coworking Spaces wie Pilze aus dem Boden.
Coworking – ein weltweiter Trend
Während im Jahr 2007 weltweit gerade mal 14 Coworking Spaces existierten, waren es neun Jahre später bereits 11.000 Gemeinschaftsbüros. Ein Wachstum, der unaufhaltbar scheint. Das ist allerdings auch kein Wunder, denn aufgrund der wachsenden Zahl der Freiberufler:innen steigt auch der Bedarf an Coworking Spaces.
Allein in Berlin sind inzwischen mehr als 170 Coworking Spaces zu finden. In letzter Zeit gesellen sich jedoch auch Angebote im ländlichen Raum oder in touristischen Regionen hinzu. Letztere sind eine beliebte Anlaufstelle für digitale Nomaden, also Menschen, die Arbeiten und Reisen miteinander verbinden und keinen festen Wohnsitz haben.
Wodurch zeichnen sich Coworking Spaces aus?
Ein Coworking Space ist eine Art Großraumbüro. Allerdings arbeiten hier nicht Mitarbeiter:innen eines einzelnen Unternehmens zusammen, sondern es treffen völlig unterschiedliche Menschen aus den verschiedensten Firmen und sogar Branchen aufeinander. Diese Menschen arbeiten unabhängig voneinander im selben Raum, im Idealfall kommt es aber auch zu einem produktiven Austausch.
Das Coworking Konzept zeichnet sich durch fünf Werte aus: Offenheit, Kollaboration, Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Zugänglichkeit. Die ökonomische Nutzung von Ressourcen wie beispielsweise Papier hilft der Gemeinschaft Kosten zu sparen. Eine flexible Vergrößerung und Verkleinerung des Teams ist zudem jederzeit möglich, da es in der Regel keine langen Kündigungsfristen in Coworking Spaces gibt.
Nachteile des neuen Bürotrends können hingegen die Lärmkulisse im Großraumbüro oder der begrenzte Platz vor Ort sein. Auch bei der vorhandenen Infrastruktur kann man leicht an seine Grenzen stoßen, beispielsweise wenn der Meetingraum, den man benötigt, gerade nicht verfügbar ist.
Vorteile von Coworking Spaces auf einem Blick
- Coworking bietet zeitlich flexible Arbeitsplätze und Besprechungsräume
- Keine langen Kündigungsfristen oder feste Mietverträge für Coworking Spaces
- Feste Geschäftsadresse für Freiberufler:innen
- Mieten kann man die Arbeitsplätze stunden-, tage-, wochen- oder monatsweise
- Vor allem Startups nutzen Coworking Spaces aus Kostengründen
- Flexible Vergrößerung und Verkleinerung des Teams möglich
- Coworking ist für Menschen jeden Alters geeignet
- Ökonomische Nutzung von Ressourcen und dadurch finanziell günstiger
- Branchenvielfalt: Marketing, Design, IT, Programmierung, Text und PR
- Die komplette Infrastruktur zum Arbeiten ist bereits vorhanden
- Geballtes Wissen wird durch Networking, Events und Workshops geteilt
- Gemeinsam genutzte Flächen stärken das Wir-Gefühl in der Community
- Neue Kooperationspartner:innen und Aufträge können gewonnen werden
Was kostet Coworking im Schnitt?
Die Kosten sind in erster Linie standortabhängig: So kostet beispielsweise ein Arbeitsplatz in München mehr als einer in Köln. Auf dem Land oder in einem Vorort wiederum sind die Preise für Coworking günstiger als in der Großstadt. Beispiel: Im Idea Kitchen in München kostet ein Fix Desk etwa 235 Euro im Monat, während ein Flex Desk mit 185 Euro monatlich zu Buche schlägt. Was der Unterschied zwischen einen Fix Desk und einem Flex Desk ist, erklären wir dir weiter unten.
Wer zum Beispiel ein Tagesticket mit freier Platzwahl im Idea Kitchen in München wählt, muss mit 20 Euro rechnen. Etwas günstiger ist der Startplatz in Köln. Hier bezahlen Coworker 150 Euro im Monat für einen flexiblen Arbeitsplatz.
Einen guten Überblick findest du übrigens auf unserer Plattform shareDnC. Wir bieten dir eine große Auswahl an bezahlbaren Coworking Spaces in vielen Städten und Regionen Deutschlands. Im Angebot haben wir neben den großen Coworking-Ketten auch viele kleinere und weniger bekannte Coworking Spaces sowie Business Center mit modernen Büroräumen.
Welche Infrastruktur und Ausstattung sollte ein Coworking Space bieten?
Offene Bereiche wechseln sich im Coworking Space mit abgetrennten Bereichen ab. So ist sowohl die Zusammenarbeit an gemeinsamen Projekten als auch die konzentrierte Alleinarbeit problemlos möglich. Ausgestattet sind die einzelnen Arbeitsplätze meistens mit einem Schreibtisch, Stuhl, Rollcontainer, Büroschrank, Regal, Flipcharts und Whiteboards.
Auch die notwendige Infrastruktur zum Arbeiten ist in der Regel vorhanden. Neben kostenlosem WLAN, Drucker, Scanner, Fax, Telefon und Beamer bekommen Coworker:innen zusätzlich noch ein persönliches Netzwerk frei Haus geliefert. Das ist auch einer der größten Vorteile der Coworking Spaces: Der Austausch mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufssparten und Branchen.
Für welche Berufssparten und Branchen eignen sich Coworking Spaces?
Die Zielgruppe von Coworking Spaces ist bunt gemischt. Hier finden sich die verschiedensten Berufsgruppen wie zum Beispiel Freiberufler:innen (oft kreative Berufe), kleine Startups, Digitale Nomaden, Selbstständige, Berater:innen, Gründer:innen und noch viele mehr.
Aber auch etablierte Unternehmen entdecken das Konzept des Coworking immer mehr für sich. Sie entsenden Angestellte, die an bestimmten Projekten arbeiten, in Coworking Spaces, damit diese den temporären Ortswechsel dazu nutzen können, um intensiv an kreativen und neuen Ideen zu feilen.
Gemeinsame Veranstaltungen und Events
Durch die bunte Mischung der Coworker:innen ist die Arbeitsumgebung in einem Coworking Space ein idealer Nährboden für neue Ideen und Geschäftsmodelle. Die hier gewonnenen Kontakte können das eigene Business voranbringen oder zu neuen Aufträgen führen.
Hinzu kommen gemeinsame Veranstaltungen, die das Wir-Gefühl der Community stärken sollen. Aber auch Fortbildungen kommen in der Gemeinschaft nicht zu kurz: Regelmäßige Events wie beispielsweise Netzwerkveranstaltungen, Mentoring-Programme, Vorträge zum Lernen und Workshops sorgen dafür, dass das eigene Potenzial nachhaltig gefördert wird.
Coworking Spaces flexibel mieten so lange man will
Flexible Mieten machen Coworking Spaces besonders für junge Unternehmen und Startups äußerst attraktiv und bieten ihnen dadurch eine risikolose Alternative zum eigenen Büro. Die darin befindlichen Arbeitsplätze und Meetingräume kannst du tage-, wochen- oder monatsweise mieten, manchmal sogar auch stundenweise – je nachdem wie lange du sie tatsächlich benötigst. Lediglich die eigenen Arbeitsmaterialien musst du mitbringen, alles andere befindet sich bereits vor Ort.
Neben dem gemieteten Arbeitsplatz gibt es außerdem gemeinsam genutzte Flächen für den Austausch untereinander oder mit Geschäftspartnern. Dazu zählen beispielsweise: Küche, Besprechungsraum, Lounge-Area, Meetingräume, Seminarräume, Cafés und Dachterrassen.
Selbstverständlich darf man natürlich den (meistens) guten Kaffee im Coworking Space nicht vergessen. Auch er gehört zum Coworking dazu – als Wachmacher und auch für den Plausch zwischendurch. Erfrischungsgetränke, Kaffee, Snacks und Obst sind übrigens häufig schon im Mietpreis inkludiert.
Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, bieten viele Coworking Spaces häufig auch eine Tischtennisplatte oder einen Kicker an. Einige Räumlichkeiten verfügen zudem über eine Kinderbetreuung und sind behindertengerecht ausgestattet. Ein deutliches Plus gegenüber klassischen Gemeinschaftsbüros oder dem Homeoffice.
Fix Desk vs. Flex Desk
Ein Fix Desk ist ein eigener Schreibtisch, der häufig mit einem abschließbaren Container ausgestattet ist. Alternativ steht den Nutzer:innen eine anteilige Schranknutzung zur Verfügung. Dieser fest gemietete Arbeitsplatz wird ständig für seine:n Besitzer:in freigehalten und kann nicht von anderen Coworker:innen in Anspruch genommen werden.
Oft sind die Fix Desks in einem eigenen, ruhigeren Raum untergebracht. Wenn du einen Fix Desk mietet, bekommst du in der Regel auch einen 24/7-Zugang, das heißt, du kannst jederzeit im Coworking Space arbeiten und bist nicht an dessen Öffnungszeiten gebunden.
Anders sieht es beim Flex Desk aus, denn hier hast du keinen Anspruch auf einen bestimmten Schreibtisch. Jeder sucht sich unter den freien Arbeitsplätzen seinen Schreibtisch für den aktuellen Tag – und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Der Nachteil: Es kann sein, dass zu Stoßzeiten kein Schreibtisch mehr frei ist. Neben der tageweisen Vermietung von Schreibtischen bieten immer mehr Coworking Spaces inzwischen auch abschließbare Büros an.
Fazit
Die Beliebtheit von Coworking erkennt man schon an der stark wachsenden Anzahl an Coworking Spaces in den letzten Jahren. Die Gründe liegen auf der Hand: Coworking als Arbeitsform spart nicht nur Kosten, sondern ist auch ein idealer Ort zum Networking. Besonders für junge Unternehmen und Startups sind Coworking Spaces durch ihre flexiblen Mieten sehr attraktiv. Viele gute Gründe also, warum das gemeinsame Office auch in Zukunft sehr gefragt sein wird.